Gerade in den Diskussionen rund um die Unternehmenssteuerreform III wurde von linker Seite mantramässig behauptet, tiefe Steuern seien für Unternehmen nicht entscheidend, die Schweiz punkte mit ganz vielen anderen Vorteilen. Das ist per se nicht falsch, allerdings dürfen die Steuern nicht gegen die anderen Standortvorteile ausgespielt werden.

Die Schweiz ist ein tolles Land mit einer sehr hohen Lebensqualität: Die Infrastruktur ist in sehr gutem Zustand, der Verkehr funktioniert, die Sicherheit ist gewährleistet, Strom und Wasser sind garantiert, die Bildung auf höchstem Niveau. Dies ist nicht nur für uns Privatpersonen wichtig, sondern auch für Unternehmen bei der Wahl ihres Standortes. Man beachte aber, dass ich tiefe (bzw. einfach nur vernünftige) Steuersätze hier nicht genannt habe. Denn ÖV, Infrastruktur etc. sind die Leistungen, die Einwohner und Unternehmen vom Staat beziehen. Die Steuern auf der anderen Seite sind der Preis, den sie dafür bezahlen. Ich verstehe nicht, weshalb man diese Standortvorteile immer wieder quasi als Argument gegen tiefe Steuern ins Feld führt.

Als Konsument will ich möglichst gute Leistungen zu einem möglichst tiefen Preis. Und Unternehmen wollen dies genau so und sind deshalb zu Recht preissensibel (bzw. sensibel, was Steuern anbelangt). Leider hat die Schweiz kein Monopol auf guten Standortfaktoren, andere Länder können uns hier durchaus das Wasser reichen. Und wenn die Steuern (also eben: der Preis dafür) tiefer als in der Schweiz ist, gibt es keinen rationalen Grund, die Schweiz als Standort zu wählen. Ich kaufe mein T-Shirt ja auch nicht beim teureren Anbieter. Zusammenfassend: Tiefe Steuern reichen nicht als einziges Argument, müssen aber gegeben sein (sind also notwendig, aber nicht hinreichend). Steuern und Standortvorteile dürfen somit nicht gegeneinander ausgespielt werden.