Die Initiative «6 Wochen Ferien für alle» ist aus liberaler und unternehmerischer Sicht klar abzulehnen. Bereits heute gehen die meisten Arbeitgeber über das gesetzliche Minimum von 4 Wochen Ferien hinaus und geben ihren Mitarbeitern 5 Wochen. Die Initiative würde die Lohnkosten der Unternehmen grob um 2% erhöhen bzw. erhöht faktisch den Lohn für die Mitarbeitenden via Gesetz. Gerade in Kleinunternehmen, von denen die Schweiz bekanntlich lebt, würde das Gesetz zu einer Senkung der Produktivität führen: Denn diese können es sich nicht leisten, jemanden zusätzlich anzustellen und so würde im Betrieb entsprechend einfach 2% weniger gearbeitet. Realistischerweise würde sich aber wohl einfach (mindestens implizit) der Druck auf die Mitarbeiter erhöhen, mit 1-2 Arbeitswochen weniger pro Jahr die gleiche Arbeitsleistung zu erbringen, was genau konträr zur Absicht der Initianten wäre.

Denn im Kern gebe ich travail.suisse und ihren Mitstreitern recht: Die Arbeitsbelastung steigt stetig und zwar über alle Hierarchiestufen und über alle Branchen hinweg. Die Produktivität nimmt ebenfalls ständig zu, ohne dass wir direkt davon profitieren (indirekt natürlich über den Wohlstand). Gleichzeitig fehlen aber der Wirtschaft Arbeitskräfte, weshalb ich ein absoluter Verfechter von Teilzeitarbeit bin, gerade bei jungen Familien: Statt dass der Mann 100% und die Frau 0% arbeitet, würden besser beide je 60-80% arbeiten, wovon sie als Familie und die Wirtschaft mit zusätzlichen 20-60% Arbeitsleistung profitieren profitieren würden. Denn wer hat eigentlich festgelegt, dass 42 Stunden pro Woche die ideale Arbeitszeit sind, um einen Job zu erledigen?

Was mich auf das Thema der Jahresarbeitszeit bringt: Gegen 6 Wochen Ferien (bzw. eine Reduktion der Arbeitszeit auf 46 Wochen) spricht eigentlich gar nichts – sofern sie denn freiwillig und im Sinne von Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist! Die beidseitige Freiwilligkeit ist hier absolut zentral. Es gibt notabene bereits heute Arbeitgeber, die sich mit 6 Wochen Ferien als attraktiven Arbeitgeber positionieren. Künftig wären vielleicht bei einem Unternehmen 4-5 Wochen Ferien vertraglich festgelegt, aber alle Mitarbeiter haben das Recht, ohne Begründung zusätzlich 1-2 Wochen unbezahlt Ferien zu nehmen. Ja, unbezahlt: Denn wie die Initianten berechnet haben, betragen die Kosten pro Tag nur fünf Franken. Welcher Arbeitnehmer wäre nicht bereit, eine zusätzliche Ferienwoche zu erhalten, wenn er dabei nur auf einen Kaffee pro Tag verzichten müsste?

Die Initiative greift deshalb meines Erachtens ein sehr wichtiges und legitimes Thema auf, hat es aber leider verpasst, eine Lösung zu präsentieren, welche tragbar und nachhaltig wäre.