Der Kanton Zug wächst weiter und das ist erfreulich. Das Wachstum spricht für die Schönheit unseres Kantons, seine Infrastruktur und sein Angebot sowohl für natürliche wie auch für juristische Personen. Mit dem Bevölkerungswachstum und der zunehmenden Mobilität stösst aber auch unsere Verkehrsinfrastruktur an ihre Grenzen. Im Kanton Zug mit seinen kleinräumigen Strukturen, der schweizweit grössten privaten Fahrzeugflotte relativ zur Bevölkerung und den enormen täglichen Pendlerströmen werden die negativen Begleiterscheinungen der mobilen Gesellschaft besonders gut sichtbar. Kein Wunder gehört die Mobilität zu den wichtigsten politischen Themen, sie wird aber auch sehr kontrovers und vielfach nur ideologisch diskutiert.

Verfolgt man die politische Diskussion, gibt es im Wesentlichen nur zwei Lager bzw. Stossrichtungen:

  1. Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (d.h. des Angebots)
  2. Einschränkung der Mobilität (d.h. der Nachfrage)

Gründe gegen den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur

In der Vergangenheit gab es nur eine Antwort auf die Zunahme des Verkehrs: Mehr Strassen, mehr Spuren etc. Ein möglichst freier Verkehrsfluss wurde immer mittels Kapazitätserhöhungen des Infrastrukturnetzes angestrebt. Der glücklicherweise abgelehnte Stadttunnel wäre genau so eine rückwärts gewandte Massnahme gewesen. Viele bürgerliche Politiker verfolgen diese Strategie und hoffen damit auf die Wählergunst. Im Kanton Zug gibt es aber schlicht nicht mehr genügend Raum für neue Strassenprojekte, als dass dies weiterhin eine echte Option wäre. Es macht auch gar keinen Sinn, die Infrastruktur auf die Hauptverkehrszeiten auszurichten. Und schlussendlich schafft ein ständiger Ausbau auch falsche Anreize. Die Zunahme an Mobilität muss also auf der bestehenden Infrastruktur geschehen.

Gründe gegen die Einschränkung der Mobilität

Vornehmlich von linker Seite versucht man, der zunehmenden Mobilität mit Vorschriften und Einschränkungen zu begegnen. Parkplätze sollen abgeschafft und zentrale Gebiete autofrei werden. Als liberaler Mensch bin ich natürlich kein Befürworter von Regulierung. Die Logik dahinter ist zudem ein Ausspielen der verschiedenen Verkehrsträger, wobei der motorisierte Individualverkehr grundsätzlich böse und der öffentliche Verkehr sowie der Langsamverkehr gut sind. Dies ist aber nicht zielführend, denn die Zukunft ist eine intelligent kombinierte Mobilität.

Positiver eingestellt bin ich gegenüber einem Test von Mobility Pricing bzw. Road Pricing. Hier geht es um eine Verhaltenssteuerung, wobei der Bürger immer noch frei entscheiden kann, ob er z.B. bereit ist, einen Preis dafür zu bezahlen, um zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Strasse benutzen zu dürfen.

Ganz so schlimm ist es in Zug zum Glück noch nicht (Symbolbild).

Hilft Digitalisierung?

Wenn also weder der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur noch die Einschränkung der Mobilität eine Lösung sind, wie lassen sich dann die nicht zu verneinenden Probleme lösen? Selbstverständlich wird in diesem Zusammenhang regelmässig Digitalisierung genannt. Ich denke jedoch nicht, dass diese tatsächlich unsere Probleme lösen wird. Natürlich wird sich in Zukunft der Verkehr intelligenter steuern und die Infrastruktur effizienter nutzen lassen. Aber selbstfahrende Autos & Co. werden meines Erachtens für mehr Mobilität und damit in der Tendenz zu mehr Verkehr sorgen.

Flexibilität als nachhaltige Lösung

Als Ökonom betrachte ich Probleme gerne als Funktion von Angebot und Nachfrage. Im vorliegenden Fall übersteigt die Nachfrage (Verkehrsteilnehmer, die zu einer bestimmten Zeit die Strassen nutzen wollen) das Angebot. Dies führt in der Theorie zu steigenden Preisen. Hier besteht der Preis aus Stau und damit verlängerten Reisezeiten. Dies scheint die Leute zwar zu stören, aber nicht so stark, dass sie dadurch ihr Verhalten ändern würden.

Genau hier liegt der Schlüssel: Jede und jeder von uns hat die Möglichkeit, dem Stau zeitlich auszuweichen, indem sie oder er zu einer anderen Zeit in die Stadt fährt. Wirklich eng wird es nämlich nur von ca. 07.15-08.15 Uhr sowie von 17.30-18.30 Uhr. Warum um alles in der Welt fahren wir alle wie die Lemminge gleichzeitig in die Stadt und wollen alle um 8 Uhr im Büro sein? Wer 30-40 Minuten früher bzw. später unterwegs ist, kommt problemlos durch die Stadt. Das Gleiche gilt natürlich auch für den öffentlichen Verkehr, nur ist das hier nicht das Thema.

Mehr Produktivität dank Flexibilität

Ich erwische mich natürlich selber, dass ich oftmals nichts überlege und dann in der Rush Hour unterwegs bin. Dabei ist es so viel entspannter, z.B. zuerst eine Stunde zuhause die E-Mails abzuarbeiten und dann um 9 Uhr in die Stadt zu fahren. Und ich will jetzt gar nicht hören, dass der Arbeitgeber das nicht zulasse. Erstens gibt es kaum noch Arbeitgeber mit einer Blockzeit ab 8 Uhr. Zweitens hat noch kaum jemand das Thema wirklich mit dem Vorgesetzten angesprochen.

Ich behaupte sogar, dass dies die Produktivität fördert. Wer zuhause schon mal die dringendsten Mails abgearbeitet hat, kommt mit einem guten Gefühl ins Office und kann sich dann um die wichtigen Arbeiten kümmern. Selbstverständlich funktioniert es auch umgekehrt: Zuerst zuhause eine Stunde in Ruhe an konzeptionellen Themen arbeiten und dann kann es anschliessend im Büro wieder drunter und drüber gehen.