Letzte Woche waren wir mit unserem Startup Eqipia als Finalist an der Red Herring Conference 2013 in Amsterdam. Mitte Dezember haben wir uns für den Award angemeldet, da Red Herring unseres Erachtens einen sehr guten Namen hat und wir uns im europäischen Wettbewerb messen wollten. Als wir im Vorfeld die überaus kritischen Artikel von Techcrunch und Techinasia lasen, waren wir verunsichert: Ist die ganze Sache wirklich nur Abzockerei auf Kosten von Startups? Wir liessen es darauf ankommen und dachten, dass wir im schlimmsten Fall einfach zwei schöne Tage in Amsterdam verbringen werden und die Zeit dort in die Weiterentwicklung von Eqipia stecken können.

Am Vormittag gab es Vorträge von und Roundtables mit Venture Capitalists, M&A-Verantwortlichen sowie erfolgreichen Unternehmern. Diese Sessions waren durchaus spannend, aber unter dem Strich brachten sie wenig Mehrwert. Viel war allgemeines Blabla, das man in dieser Form an unzähligen anderen Orten auch schon gehört hat. Interessant war zu erfahren, dass offenbar nicht mehr Quick Exits im Vordergrund stehen: Unternehmen werden gekauft, nicht verkauft, denn «companies are build to last». «Skilling up» war ein weiterer wichtiger Punkt. Neue Mitarbeiter müssen in ihrem Gebiet die Besten und damit besser als die Gründer sein. «Hire slow, fire fast» sollte die Prämisse in der Rekrutierung sein. Generell war man sich einig, dass Europa’s Startup-Szene weit hinter den USA her hinkt und das entsprechende Ökosystem fehlt. Das gute daran: «If you can make it here, you can make it anywhere».

Viel spannender waren aber die Pitches der teilnehmenden Unternehmen an den beiden Nachmittagen. Wir waren etwas überrascht, dass ausser uns keine wirklichen Startups am Start waren. Die meisten hatten schon 20, 50 oder mehr Mitarbeiter, machten zweistellige Millionenumsätze und waren auf der Suche nach Investitionskapital für internationales Wachstum. So wurde uns denn auch rasch klar, dass wir wohl keine Chance auf den Gewinn eines Awards hatten. Aber wir lernten viele interessante Geschäftsmodelle kennen und erhielten dadurch Inputs zu unserer eigenen Geschäftsidee. Am besten waren aber (wie so oft bei Konferenzen) die Kaffeepausen und die Gespräche mit den anderen Teilnehmern. So gewannen wir doch prompt einen Kunden aus Norwegen und einen potentiellen Vertriebspartner für den finnischen Markt.

War die Konferenz nun reine Abzockerei? Nein, das definitiv nicht. Die Konferenz war gut organisiert und lockte namhafte Branchenvertreter nach Amsterdam. Als Konferenz ist Red Herring absolut ebenbürtig mit anderen solchen Veranstaltungen. Die Teilnahmekosten von €2’900 sind zwar hoch, aber jede andere Konferenz bewegt sich mittlerweile in der gleichen Grössenordnung. Deshalb gehe ich normalerweise kaum mehr an Konferenzen. Die Award-Verleihung hätte aber durchaus Verbesserungspotential: So sind die Kriterien nicht wirklich transparent und am Ende der Veranstaltung werden einfach die Gewinner genannt.

Würden wir wieder hingehen? Nein, eher nicht. Aber nicht weil die Konferenz schlecht wäre. Auch nicht unbedingt weil sie zu teuer wäre. Einfach weil wir mit unserem Startup zu jung und (noch) zu wenig erfolgreich sind. Und weil schlussendlich der Erfolg eines Unternehmens und die Selbstbestätigung als Unternehmer nicht wirklich von irgendwelchen Awards abhängen.